Wanderung Bastei und Schwedenlöcher – Runde von Rathen

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Wenn man in der Sächsischen Schweiz ist, muss man die Bastei gesehen haben. Die Felsen sind der reinste Touristenmagnet und mir ist klar, dass es voll sein wird da oben. Das hält mich nicht ab. Ich lasse mich mit der Fähre vom Ortsteil Rathen diesseites der Elbe zum gegenüber liegeneden Ortsteil von Rathen schippern und staune schon beim Blick auf die am Ufer aufragende Felswand der Bastei. Der kleine Kurort schlängelt sich mit seinen wenigen Häusern ins Landesinnere und hat günstigerweise eine Imbissbude mit Kaffee, Brause, Bratwurst und Pommes und sogar eine Souvenir-Bude, die ich für später ins Auge fasse. Ich beginne meine Wanderung hinter der Imbissbude, biege nach links in dem Amselgrund und komme wenige Schritte weiter auf den Basteiweg. Die Ausschilderung zur Bastei ist gut, der Weg schnell gefunden.

Die Stufen hinauf zur Bastei scheinen unendlich. Unendlich viele, unendlich steil, unendlich eng und unendlich voll mit Touristen. Und doch geht es, je höher ich steige, um so mehr dünnt sich das Feld aus. Die Aussicht vom Kanapee über die Elbe ist wunderschön! Ich weiß an dieser Stelle immer noch nicht, was eigentlich die Bastei genau ist und gehe weiter. Ich komme zu einem kleinen Kassenhäuschen aus Holz, und bemerkte mehr durch Zufall den gesonderten Zugang für einen Weg dahinter. Wenn ich hier bin, will ich auch alles sehen und auf gar keinen Fall etwas verpassen und bezahle den nötigen Geldbetrag. Nicht zu unrecht, denn nur hier gelange ich über eiserne Brückenwege zu Aussichtsplattformen, die den Blick auf die Basteibrücke und der Rückseite der Bastei selbst sowie vielen Felsformationen ermöglichen. Zu meiner Überraschung hält es sich hier mit den Massen in Grenzen, was daher kommt, dass die Frau in der Holzkasse nur eine begrenzte Anzahl Menschen rein lässt. Es gibt nämlich keinen zweiten Ausgang. Es gibt kein Gedränge, ich kann überall problemlos stehen und habe freie Sicht und beste Fotografie-Möglichkeiten. Super! Und was für eine weite Sicht! Traumhaft schön!

Über die Basteibrücke bewegen sich zwar die meisten Menschen bewegen, doch auch hier anders als erwartet nicht proppevoll und kein Geschiebe. Ich laufe weiter auf der Suche nach der Fortsetzung meines Rundwanderweges. Es gibt hier zwar ein Restaurant, aber die Ausschilderung zu den Schwedenlöchern muss man suchen. Das ist ungünstig gemacht. Ohne meine Wander-App komme ich nicht weiter und zücke mein Handy. Man muss beim Panoramarestarurant und Biergarten einfach weiter geradeaus gehen, den Trubel-Bereich hinter sich lassend den Weg rechts vorbei am Parkplatz gehen und ein gutes Stück durch den Wald laufen, wobei der Weg fast schon einem breiten Fußweg gleicht. Schließlich finde ich den “Gansweg“, auf dem ich rechts abbiegen muss. Ich kann mir unter “Schwedenlöcher” nicht viel vorstellen und rechne mit irgendwelchen kleinen Höhlen in den Felswänden, nach denen ich Ausschau halte. Der Wegweiser führt mich aber zunächst zu einer kleinen Aussichtsstelle “kleine Gans“, von wo aus man nochmal einen Blick auf Teile der Bastei hat. Zurück auf den Weg weist das Wanderwegeschild auf eine hinab führende Treppe. Das sollte nicht die einzige bleiben, wie ich schnell merke. Die Anzahl der Touristen dünnt sich hier angenehmerweise aus. Immer noch suchen meine Blicke nach kleinen Höhlen oder Löchern in den Felsen. Aber weit und breit keine Spur. Statt dessen komme ich mir vor, als würde ich durch eine Geschichte laufen. Der Wald hat eine verträumte Ausstrahlung mit seinen knorrigen Wurzeln auf den Wegen und den immer wieder auftauchenden merkwürdigen Felsformen, die wundersam grün bewachsen sind. Hinter mir nähert sich ein Ehepaar, dass ich nach den Schwedenlöchern frage. “Was und wo sind denn eigentlich die Schwedenlöcher?” Man erklärt mir, dass ich bereits mitten drin bin. Der Weg ist nicht nur philosophische das Ziel, sondern in diesem Fall auch das Eigentliche. Als “Schwedenlöcher” wird die Schlucht selbst mit ihren Wegen bezeichnet, bei der etwa 700 Stufen hinunter bis in den Amselgrund führen. Entstanden sind die Wege durch die Erschließung für die Holzgewinnung. Der Name rührt daher, dass sich während des 30jährigen Krieges die Anwohner dieser Gegend hierher vor den Schweden geflüchtet haben, denn die Schlucht ist nicht nur schwer zugänglich, sondern auch unübersichtlich. Darauf muss man erstmal kommen. Aber klingt logisch. Je tiefer ich in den Grund hinab steige, umso märchenhafter sehen die moosbewachsenen Felsen aus und umso bewußter nehem ich die Schlucht war.

Durch ein lang gezogenes Waldstück komme ich an das letzte Highlight dieses Rundwanderweges: den Amselsee.

Als ich bereits fast am Ende des Amselsees bin, fällt mir ein Wegweiser auf, der direkt den Hang hinauf weist. Zum einen bin ich neugierig, zum anderen kommt mir aus irgendeinem (im Nachhinein völlig abstrusen’) Grunde der Gedanke, ich könne zur Bastei quer zwischen den Felsen hindurch abkürzen. Nachdem ich mich den teils sandigen, teils mit schmalen Stufen halbwegs ausgebauten Weg hoch gekämpft habe, muss ich feststellen, dass da nix mit “zwischen-hindurch-abkürzen” ist und ich muss wohl oder übel den steilen Hang zurück zum See. Bis zum Kurort Rathen ist es nicht mehr weit. Bevor ich mich auf die Fähre setze, schaue ich mir die Souvernir-Bude genauer an. Ich muss schmunzeln bei den vielen bunten Dingen, die für meinen Geschmack einfach Kitsch sind. Bis auf das kreischbunte, mit Glitzersteinen besetzte Stoffarmband. Das finde ich toll und kaufe es. Grinsend schlendere ich zur Fähre. Was Urlaubsstimmung so ausmacht…

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